Herausgegeben in kath.net  Oktober 3, 2007.  http://www.kath.net/detail.php?id=17891

Ein Oktoberfest im Heiligen Geist - Zweiter Tag
Oktober 3, 2007.  „Mehr als nur Brot, ein Magnet oder so etwas…“

Von Michail Rassool 
München

Foto: (c) Klemens Hrovath 

Pater James Manjackal M.S.F.S. hält von 1. bis 4. Oktober Exerzitien in München. Franziskus v. Ritter-Groenesteyn berichtet vom ersten Tag.

München (www.kath.net) Der indische Priester Pater James Manjackal M.S.F.S. hält von 1. bis 4. Oktober Exerzitien in München. Franziskus v. Ritter-Groenesteyn nimmt daran teil und verfasst für KATH.NET täglich eine Zusammenfassung der einzelnen Exerzitientage. 

Zweiter Tag – „Mehr als nur Brot, ein Magnet oder so etwas…“

Der Himmel ist so bayrisch blau wie gestern. Erste zaghafte Sonnenstrahlen fallen durch den Lichtgarden in den Altarraum. Die Bänke sind etwas leerer als gestern, doch bis zum Nachmittag füllen sie sich immer mehr, zuletzt sind es gut 500 Personen, darunter viele Kroaten. Für Pater James ein gutes Zeichen. „Die meisten Wunder geschehen im bosnischen, kroatischen Raum. Der Glaube dort ist groß.“

Das große Thema des zweiten Tages kreist um die Beichte und die heilige Eucharistie. Die Sünde sei heute ein großes Tabu geworden. Unsere Zeit kranke daran, dass niemand mehr an die Existenz des Teufels glaube – damit habe er leichtes Werk. Niemand wolle mehr zur Beichte, denn es fehle die Einsicht, überhaupt zu sündigen, bemerkt P. James.

Anhand von König Davids Sünde des Ehebruchs und des Gattenmordes erläutert Pater James die vom Teufel verursachte Verhärtung des Herzens, die uns davon abhält Reue zu erwecken. David hatte mehrere Gelegenheiten zur Reue, doch keine nutzte er.

Im Gegenteil er tat alles um die Sünde zu verdecken. Die Welt feierte ihn dafür, weil sie nur das Äußere sah. Es bedurfte der Dampfhammermethode des Propheten Nathan um vor dem Herrn seine Verfehlungen zu bekennen, die ihn schließlich zum berühmtesten Bußpsalm der Bibel inspirierten, dem Psalm 51.

Pater James erzählt von einem aktuellen Beispiel: „Eines Tages bittet ein Mann um Heilung. Er hatte Kehlkopfkrebs. Ich lehne ab, er solle an den Exerzitien teilnehmen. Er lehnt ab, soviel Zeit habe er nicht. Man sagt mir, wie viel Gutes der Mann für andere getan habe. Also bete ich über ihm, aber ich habe keinen Frieden. Ich frage ihn, ob er gebeichtet habe. Er bejaht.

Ich bete weiter, der Unfriede wird noch größer. Etwas stimmt nicht mit dem Mann. Ich frage noch mal nach. Ja, jede Woche bekenne er seine Sünden. Ich frage den Heiligen Geist. Die Situation wird klar. Ich frage den Mann, ob er auch den Ehebruch mit Monika, der besten Freundin seiner Frau gebeichtet habe, die ebenfalls verheiratet sei, den Ehebruch den er jetzt schon 17 Jahre aufrecht erhalte. Da wird der Mann wütend.

Später sagt er mir, hätte er in dieser Situation eine Pistole gehabt, er hätte mich erschossen. Er ist sehr aufgebracht, was gehe Gott sein Verhältnis zu Monika an, seine Frau gebe ihm nicht mehr das was er wolle und er liebe Monika mehr. Was sei daran Schlechtes? Gott solle sich doch da bitte raushalten.“

Pater James betet und fastet für ihn die ganze Nacht. Als er den Mann wieder trifft, ist er wie ausgewechselt. „Pater James, es ist unglaublich, gestern wollte ich ihretwegen noch einen wütenden Brief an den Bischof schreiben, etwas gegen diese indischen Priester zu tun. Doch dann kam ich nach Hause, und da war dieses Licht und ich hörte die Worte in mir: ,Pater James hat Recht. Du lebst in Sünde!’ Das hat mich getroffen.“

Der Mann legte eine sehr gute Beichte ab und ließ sich von einem Priester segnen. „ Jeder Priester hat diese Vollmacht – den Heilungssegen - in der Priesterweihe vom Bischof bekommen“, unterstreicht Pater James. „Doch leider nutzen nur die wenigsten diese Gabe.“

Auch der Priester, der jenen Mann segnete, glaubte nicht daran. Doch der Glaube des Mannes versetzte Berge: Nach dem priesterlichen Segen war er von Kehlkopfkrebs geheilt. Auch heute, sieben Jahre später, ist er gesund.

Fünf Priester stehen für die Beichte zur Verfügung. Die Schlangen vor den Beichtstühlen reißen nicht ab. Etwas abseits sitzt ein afrikanischer Priester, vor ihm kniet ein junger weißer Mann. Der Priester segnet ihn, die beiden umarmen sich, als seien sie die besten Freunde. Überhaupt ist auffallend wie viel Erleichterung, wie viel Freude die Gesichter der Menschen hier ausstrahlen, wenn sie den Beichtstuhl wieder verlassen.

Pater James schneidet ein anderes aktuelles Thema an. Mitten im Schwulen- und Lesbenviertel Münchens verkündet er: „Gott liebt den Sünder, nie aber die Sünde. Liebt also eure Brüder und Schwestern, aber nicht das, was sie tun. Betet für sie. Die Homosexualität lag nie in Gottes Plan.“

Sexualität habe „ein höheres Ziel“, betont er. Heute entstamme die Hälfte aller geboren Kinder nicht der Ehe, sondern anderen Beziehungen. „Es fehlt die gesunde Familie. Was soll aus den Kindern werden, die daraus hervorgehen?“ P. James beklagt auch die demographischen Verhältnisse.

„Fragt euch, wo Deutschlands Zukunft liegen wird! Schon heute gibt es in Köln die größte Moschee auf deutschem Boden. Die nächste wird in München gebaut werden. Lest den Brief an die Galater 5,19 bis 21 und Epheser 5,3-5 und Thessalonicher 4,7-8, damit ihr versteht, wozu ihr berufen seid – zu eurer Heiligung!“

Damit entlässt er uns in die Mittagspause, und wir haben Zeit darüber nachzudenken, darüber zu reden. Als wir zurück sind, sagt man uns am Eingang. „Bringt morgen eure Karten mit, sonst kommt ihr nicht herein, morgen werden sehr viele kommen.“ Morgen ist ein Feiertag, viele werden die Kirche vielleicht auf dem Weg zum Oktoberfest streifen, aber nicht hineingehen. Da ist es tröstlich, dass auch viele, wenn auch sicher nicht ganz so viele, zu Pater James kommen werden.

Und auch ein anderer Gedanke mag trösten: Dort auf der Wies’n werden sie den Pfarrer von St. Maximilian treffen können. Denn der ist dort, an der Basis im Einsatz. Ganz in paulinischer Tradition ist er beim Volk. Er bringt dort die Maß Bier an die Tische. Sein Verdienst kommt einer Hilfsorganisation zu gute; der Erlös aus den Büchern und DVD’s von Pater James am frequentierten Büchertisch seiner Pfarrkirche in St. Maximilian auch.

Pater James berichtet weiter davon, wie das Evangelium im dritten Jahrtausend lebt: „ Letzte Woche hat in Linz ein Junge den Rollstuhl verlassen, als er eine DVD anhörte. Jesus heilt nicht nur hier. Seine Macht ist nicht gebunden.“ Ich nehme mir vor, eine DVD für jemanden zu kaufen, den Gott mir noch zeigen wird.

Der Nachmittag steht ganz im Zeichen der heiligen Eucharistie. Pater James versucht uns klarzumachen, wie wichtig es sei, „die heilige Kommunion, Jesus selbst, im Stand der Gnade zu empfangen. Die heilige Eucharistie kann großen Segen für uns mit sich bringen, aber auch großen Fluch. Hier in Deutschland gehen jeden Sonntag so viele Menschen zur heiligen Kommunion und haben nie gebeichtet.“

Dann erzählt er das Zeugnis eines jungen Paares. Ihr Kind war stumm. Sie baten um Heilung, nichts geschah. Sie waren gläubig, gingen zur Beichte und zur Heiligen Messe. Im Geist sieht Pater James die Schwiegermutter. Es stellt sich heraus, das Paar hat die Schwiegermutter des Mannes ins Altersheim abgeschoben.

Die Frau verbot ihrem Mann den Umgang mit ihr, mit der Begründung, er sei ja schließlich mit ihr verheiratet. Pater James „ Wenn ihr die heilige Eucharistie empfangt, dann seid sicher, dass ihr zuvor mit eurem Nächsten versöhnt seid!“ Das junge Paar nahm daraufhin die Schwiegermutter unter Tränen der Reue in ihr Haus auf. Kurz darauf war die Schwiegermutter von ihrem Asthma geheilt und das Kind konnte wieder sprechen!

Spontaner Applaus setzt ein. Die Stimmung ist beschwingt, alle „spirituellen Muskeln“ sind entspannt, das Herz geweitet. Unermüdlich der Einsatz des Übersetzers Richie. Seine kleine Tochter, von der gestern die Rede war, läuft zwischen seinen Beinen unbeschwert umher. Im Berufsleben ist er Arzt.

Er wird später im Heilungsgebet die geheilten physischen Leiden in seiner Übersetzung anatomisch exakt bezeichnen können: drei Abdomen, fünf Pankreas etc. Ja, auch die Zahl der verkündeten Wunder wird am Abend des zweiten Tages zugenommen haben. Ist es der starke Glaube der Kroaten? Eine starke Gegenwart ist spürbar. Ich schaue meinen Nachbarn fragend an. Ist es der Heilige Geist?

Pater James steigert unseren Hunger auf die heilige Eucharistie. Das folgende Zeugnis berührt mich besonders. Auch ich bin einer von jenen, die die heilige Eucharistie empfangen, ohne je dabei etwas empfunden zu haben. Es bleibt das, was der Verstand sehen will – ein Stück Brot, nicht mehr. Auch für Pater James fühlt es sich so an.

Umso erstaunter war er, als ihn ein Hindu einmal bat, das Ziborium zu öffnen. Er wollte sehen, was sich darin für ein Geheimnis verberge. Pater James sagte, darin sei nur eine Oblate, aber unser Glaube sähe darin mehr, nämlich die Gegenwart Gottes. Der Hindu wollte ihm nicht glauben. Da müsse mehr sein als nur Brot, ein Magnet oder so etwas, denn er habe eine starke elektrische Kraft gefühlt als sich seine Hände dem Ziborium genähert hatten.

Ich muss daran denken, als ich mich während der eucharistischen Anbetung in die Gegenwart des Herrn dort oben in der Monstranz versetze und wieder nicht das Geringste empfinde. Alle um mich herum sind versunken im Gebet, halten einander an den Händen. Auch ich halte die Hände meiner Nachbarn. Strömt da nicht etwas von Hand zu Hand ...? 
 


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