Ein Oktoberfest im Heiligen Geistn
- Dritter Tag
Von Michail Rassool
Pater James Manjackal M.S.F.S. hält von 1. bis 4. Oktober Exerzitien in München. Franziskus v. Ritter-Groenesteyn berichtet vom ersten Tag. München (www.kath.net) Der indische Priester Pater James Manjackal M.S.F.S. hält von 1. bis 4. Oktober Exerzitien in München. Franziskus v. Ritter-Groenesteyn nimmt daran teil und verfasst für KATH.NET täglich eine Zusammenfassung der einzelnen Exerzitientage. 4. Oktober 2007, 10:33
Es ist der dritte Tag. Der dritte Tag ist in der Zählweise der Bibel schon immer ein besonderer Tag. An diesem besonderen Tag ist die Straße nass, der Himmel grau. Es ist der Tag der Deutschen Einheit. In Berlin singt Juli am Brandenburgertor „Ich liebe diesen Tag“. Hier in München lebt man ihn. Die Zahl der Teilnehmer bei den Exerzitien mit Pater James Manjackal hat sich gegenüber gestern verdoppelt. Rund 1.200 Menschen werden am Nachmittag die Kirche füllen. Organisator Hahn, ein Unternehmer, ist begeistert. „Schon am ersten Tag sind die Menschen zu mir gekommen und haben sich bedankt“, erzählt er. „Viele sagen, sie hätten schon solange auf diese Gelegenheit gewartet.“ Auch die Priester sind begeistert. „Sie sind tief bewegt von den vielen tiefen Beichten, die die Menschen hier ablegen. Heute haben wir hier zwölf Priester, die Beichte in sechs Sprachen hören und sehen Sie selbst – die kommen gar nicht mehr aus den Beichtstühlen raus!“ Das ist wahr, die Schlange vor den Beichtstühlen ist heute doppelt so lang, junge und alte Leute stehen an. Eine junge Brasilianerin, Jeane, kommt strahlend aus dem Beichtstuhl. Warum sie so strahle, frage ich. „Weil ich die Versöhnung von Jesus tief gespürt habe. Er richtet mich nicht, sondern versteht mich und vergibt mir.“ Ulrike aus München ist gekommen, weil sie gestern von einer Freundin davon gehört hat. „Ich bin neugierig“, sagt sie. Vor dem Eingang wartet sie auf Einlass. Keine Karte. Später werde ich sie in der Kirche wiedersehen. „Ich erwarte mir hier neue Kraft für den Glauben“. Gestern wollte ich beichten gehen. Ich habe lange den afrikanischen Priester beobachtet, der im Gebet vertieft wartete. Ein Schmetterling flatterte durch das Kirchenschiff. Würde er sich auf meine weiße Hose setzen, würde ich gehen, versprach ich. Ich wartete vergebens. Dafür formte sich im meinem Geist ein Bild: Ein schwarzer Koffer, ich habe ihn vor einiger Zeit in den Keller gestellt. Aber ich wollte nicht ganz von ihm lassen. Zuhause hole ich mir Spiritus aus dem Küchenschrank, übergieße den Inhalt des Koffers und lasse ihn von den Flammen gierig verzehren. Kurz darauf steigen in einem Münchener Innenhof hässliche schwarze Rauchschwaden in den Abendhimmel. Sicher ein seltsames Schauspiel für neugierige Nachbarn. Sehen tue ich keine. Jetzt weist mir einen Sonnenstrahl den Weg zum Beichtvater. Es ist ein älterer Priester, der extra für diesen Dienst aus Thüringen angereist ist. Was ihn dazu veranlasst habe? „Der Heilige Geist“ sagt er knapp und bestimmt. Es wird eine gute, ehrliche Beichte. Ich kann nicht sagen, was, aber etwas hat sich verändert. „Wir werden uns in diesem Leben wahrscheinlich nicht wieder sehen“ sagt er gewiss. Wir scheiden als Freunde. Ich bitte um ein neues Herz und seinen Segen. Später wird Pater James mir im Heilungsgebet genau das zusagen. Pater James spricht heute über zwei Reiche – das des Lichtes und das der Finsternis. Das Letztere beziehe seine Macht aus dem Verborgenen. Okkultismus heißt „das Verborgene“, das was heimlich geschieht. Auch das Reich der Finsternis hat eine Hierarchie. Auch dort gäbe es Bischöfe und Priester, auch dort wolle man Anbetung. „Schon zu Lebzeiten Jesus gab es Synagogen des Satans. Heute zählt man allein in Deutschland 5.600 solcher Tempel. Sie verstecken sich gerne hinter eingetragenen Vereinen. Ihr gehören viele einflussreiche Leute in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft an.“ Auf Jugendexerzitien sei ein junger Mann zu ihm gekommen und habe ihm gestanden „Pater ich betrüge Jesus schon seit 7 Jahren. Ich habe geweihte Hostien geholt und jede für 500 Euro an Satanisten verkauft.“ In seinen zehn Jahren, die er nun in Deutschland missioniere, seien ihm 257 Menschen begegnet, die so etwas täten. „ Sie schänden Hostien, zerbrechen Kreuze und verbrennen sie. Manche Dinge sind so grauenvoll, dass ich sie gar nicht aussprechen möchte, aber ich muss. Sie treiben ab, anschließend braten sie den Fötus und verspeisen ihn. “ Viele Menschen würden hier in Europa dem Okkultismus, New Age oder der Esoterik anhängen oder fernöstlichen Gurus, wie Sai Baba, beklagt P. James. Auch viele Priester, ganze Klöster, Pfarrgemeinderäte übten ahnungslos fernöstliche Praktiken. „Der Satan tarnt sich gerne als Engel des Lichts, er tut Wunder. Reiki und Chakra kommen aus Indien oder China. Ich bin Inder. Nur zwei Prozent dort sind Christen. Wisst also, woher diese Kräfte kommen: Sie kommen nicht von Gott.“ Pater James hat sich warm geredet. Er zieht seine rote Wolljacke aus. „Krishna und Yoga können euch nicht in den Himmel führen“, ruft er. „Es gibt nur einen Gott!“ Er kritisiert, dass die europäische Verfassung ihre christlichen Wurzeln verleugnet, dabei seien diese in der ganzen Welt bekannt. „In Indien sagen wir: Geh nach Europa, dort sind die Christen! Doch eure Regierung will sich nicht dazu bekennen.“ Und mehr noch: „Viele von euch Europäern klagen die Missachtung der Menschenrechte in der so genannten Dritten Welt an. Etliche engagieren sich dafür. Hört auf mit euren Krokodilstränen über die Dritte Welt, denkt vielmehr an die millionenfache Menschenrechtsverletzung in euren eigenen Ländern.“ „ Jedes Kind im Mutterleib hat ein Recht auf Leben. Ihr macht sogar Gesetze, die dieses Recht untergraben. Das Blut von Millionen Kinder schreit zu Gott. Allein in dieser Sekunde sterben 275 Kinder!“ Einer, der sich für das Leben der Ungeborenen einsetzt, steht am Eingang. Er hilft mit bei diesem Treffen. Der gelernte Spengler ist ganz in Leder gekleidet, um seinen Hals hängt ein Rosenkranz. „Pater James kenne ich schon seit 1999.“ Seitdem hilft er bei Exerzitien. Und da ist sie wieder, diese knappe aber bestimmte Antwort auf das Warum? „Der Heilige Geist!“ Ich gestehe: Manches, was Pater James sagt, ist schwere Kost. Doch ich spüre: Es sind keine leeren Worte. Hier verkündet einer mit der gleichen Vollmacht wie im Evangelium. Warum? Die Botschaft wird begleitet von Zeichen und Wundern. Wirklich? Pater James entlässt uns in die Mittagspause. Organisator Hahn: „Pater James fastet, isst nur sehr wenig in diesem Tagen. In der Pause betet er für Schwerkranke, legt ihnen die Hände auf.“ Später treffe ich Leo, einen jungen Studenten, er hinkt wegen eines „ganz schweren Skiunfalls“. Er habe Skirennen gefahren, erzählt er. Ich frage ihn, ob er schon Heilung erfahren habe oder jemanden kenne. Er deutet aufgeregt auf sich. „Ich, ich! Ich war im Rollstuhl, Schädeltrauma, Koma, die ganze linke Seite gelähmt, epileptische Anfälle. Vor drei Jahren hat Pater James bei Exerzitien in Garmisch gesagt, drei Leute werden von Epilepsie geheilt, und ich wusste, das bin ich. Cool, der meint mich. Seitdem ist es weg.“ Warum er jetzt hier sei, frage ich. „Weil wir Tankstellen wie diese brauchen, um im Alltag bestehen zu können.“ Ich könnte es nicht treffender ausdrücken. Kraft tanken, das geschieht hier ganz spürbar. Neben ihm steht Adrian, ein Manager. Warum er hier sei, frage ich. „Da war ein Anruf aus der Schweiz, und da war der kath.net-Artikel über Pater James. Und jetzt bin ich hier.“ Ich bin etwas verlegen, aber freue mich, der richtigen Eingebung gefolgt zu sein. Am Nachmittag spricht Pater James über die Gefahr des Fluchens. „Das Wort hat Macht“, betont er. „Jesus hat mit Worten einen Feigenbaum verflucht und er ist verdorrt. Und er hat mit Worten Gelähmte geheilt.“ Dann erzählt er vom Schicksal eines kroatischen Kindes, das verkrüppelt war: Was wir gemeinhin als Schimpfen bezeichnen, kann schon ein Fluch sein, warnt er. Es genüge der Schmerz im Herz. Die Schwiegermutter wurde vernachlässigt, drei Jahre nicht besucht. Sie verfluchte das Kind im Mutterleib. Nach ihrem Tod beteten die Eltern des Kindes für die Schwiegermutter, ließen Messen lesen, fasteten. Eineinhalb Jahre später wurde das Kind geheilt. „Ihr könnt es auf meiner Website im Internet nachlesen“, betont P. James. Mein Platz ist inzwischen von einer jungen Familie okkupiert. Einer der zwei Buben spielt mit einem kleinen Modellflugzeug zwischen den Bänken. Sein Bruder singt laut „Jesus“. Nicht weit von hier, auf dem Oktoberfest, wird bereits auf den Tischen getanzt. Hier in der Kirche drängen sich die Menschen auf extra aufgestellten Bierbänken, sie singen und schunkeln, halten sich an den Armen zu geistlichen Liedern. „Lobe den Herrn meine Seele, lobe den Herrn!“ Der Höhepunkt ist da, die Heilige Messe zum kostbaren Blut. Pater James predigt von einem jungen Deutschen, der mit Schlange und Maus, den Geschenken eines Gurus, seine Götter, die er anbeten wollte, zu ihm ins Flugzeug steigt. Pater James war auf dem Weg an den Golf. Er betet für den jungen Mann, empfängt im Heiligen Geist Erkenntnis, schenkt dem jungen Mann die Liebe, die er sein ganzes Leben gesucht hatte, spricht ihn an mit „mein Sohn“. Der Junge ist so berührt, dass er seine Götter in die Mülltonne wirft und heute Pater James’ rechte Hand in Riad ist. 32.000 Moslems haben seitdem zu Jesus gefunden. Pater James ist für ihn wahrhaft zum „Papa“ geworden. Das Hochgebet spricht Pater James auf Deutsch. Es wird zur Anbetung. „Venite adoremus Dominem“. Gottes Gegenwart ist spürbar. Pater James sieht eine Wolke reinen weißen Rauchs über uns. Über den Gang hinweg schließen sich die Reihen beim Vaterunser zur Einheit. „Et unum sint“, hier wird es lebendig. Das anschließende Heilungsgebet dauert länger als eine Stunde. Die Rosenkranzgruppe drängt. Es ist keine Zeit mehr, Heilungen zu verkünden. „Morgen ist der letzte Tag der Exerzitien. Morgen werde ich euch allen die Hände auflegen. Kommt, schlaft gut, gute Nacht!“ Ulrike, die aus Neugier kam, will morgen wieder da sein. Ich auch. Auf
dem Heimweg sehe ich einen Zeppelin über der Theresienwiese kreisen.
Über mir schwebt ein anderer Geist. „Halleluja!“
|